Bereits seit 2007 gibt es am Gymnasium Odenkirchen die Lesepaten-AG in Kooperation mit dem städtischen Altenheim am Pixbusch, das sich in direkter Nachbarschaft zum Gymnasium Odenkirchen befindet.
Hast Du schon einmal darüber nachgedacht, wie selbstverständlich es für uns ist, Tag für Tag in der Weltgeschichte umherzureisen und nach Herzenslust Freunde, Bekannte oder einfach nur Gesprächspartner zu treffen? Wie normal es für uns ist, unabhängig und selbstständig unseren Wünschen und Zielen nachzugehen? Das Privileg, frei den eigenen Weg zu gehen, ist leider nicht für alle Menschen so selbstverständlich, wie es zunächst scheinen mag: In vielen Altenheimen der Republik sitzen ältere, gebrechliche Menschen, die auf Betreuung, Hilfe und manchmal auch bestimmte Geräte angewiesen sind und sich deshalb nicht „mal eben so“ in den nächstbesten Zug setzen können. Angehörige können nicht dauerhaft zugegen sein und leben vielleicht sogar zu weit entfernt, um regelmäßig vorbeizukommen. An genau solche Menschen richtet sich die Lesepaten-AG unserer Schule.
Als unsere geschätzte ehemalige Kollegin Frau Finke-Gabriel die Arbeitsgemeinschaft vor über 15 Jahren ins Leben rief, ahnte wohl kaum einer, wie beständig sie sein würde: Schülerinnen und Schüler ab der achten Klassenstufe haben seither die Möglichkeit, einmal in der Woche einen Teil ihrer Zeit zu investieren, um älteren Menschen damit eine große Freude zu bereiten.
Welche Aufgaben hat eine Lesepatin bzw. ein Lesepate?
Jedem Lesepaten wird zu Beginn des Schuljahres ein Bewohner des Altenheims zugeteilt (auch ein Zweier-Patenteam ist möglich). Die Lesepaten treffen ihre Bewohner ein Mal in der Woche für den Zeitraum von circa einer Stunde. Tag und Uhrzeit des Treffens können sich die Paten dabei – abgestimmt auf den Tagesablauf und die Beschäftigungen der Senioren – selbst aussuchen.
Die Treffen mit den Bewohnern werden weitgehend eigenständig gestaltet. Neben dem namensgebenden Vorlesen können die Schülerinnen und Schüler mit ihren Bewohnern auch spazieren gehen, musizieren, sich unterhalten, Brettspiele spielen, basteln, oder einfach ihrer Kreativität freien Lauf lassen – sogar Englischunterricht hat es im Rahmen des Lesepaten-Projekts schon gegeben!
Einmal im Jahr bereichern die Lesepaten das Programm der Weihnachtsfeier im Altenheim und unterhalten die Bewohner und ihre Angehörigen mit musikalischen Beiträgen, Gedichten und Weihnachtsgeschichten. Zudem informiert die Arbeitsgemeinschaft alljährlich beim Tag der offenen Tür am Gymnasium Odenkirchen über ihre Arbeit.
Treffen, Feedback und Schulungen:
Damit sich aus den wöchentlichen Treffen ein harmonisches Miteinander entwickelt, steht unserer AG neben der begleitenden Lehrerin Frau Zober auch Frau Mühlhoff vom sozialen Dienst des Altenheims zur Seite und kann so konstruktive Tipps für die Begegnungen mit den Bewohnern geben. In regelmäßigen Treffen tauschen sich die Schülerinnen und Schüler zudem über ihre Erfahrungen aus und besprechen eventuelle Schwierigkeiten und Probleme.
Natürlich bringt der Lesepaten-Alltag Situationen mit sich, an die man sich erst gewöhnen muss. So mancher Neueinsteiger mag sich fragen: Wie gehe ich mit Demenzkranken um? Wie muss ich mit einem Rollstuhl umgehen? Und was passiert, wenn mein Bewohner stirbt? Um die Lesepaten auf solche Umstände vorzubereiten, gibt es zu Beginn jedes Schuljahres eine Einführung in die verschiedenen Hürden und Besonderheiten, die der Altenheim-Alltag mit sich bringt – selbstverständlich auch zur Auffrischung für die älteren Lesepaten.
Warum lohnt es sich, Lesepatin oder Lesepate zu werden?
Als Lesepate lernt man Vieles, was weit über den gewöhnlichen Schulalltag hinausgeht. Man lernt Menschen kennen, die man sonst nie kennen lernen würde und sammelt viele Erfahrungen im Umgang mit älteren Mitmenschen. Man lernt, mit immer aktueller werdenden Problemen wie Demenz, körperlichen Gebrechen und vielleicht sogar dem Tod konfrontiert zu werden und mit diesen umzugehen. Auch Respekt, Rücksicht und Verantwortung werden durch die AG vermittelt und animieren zu mehr eigenverantwortlichem und selbstständigem Handeln. Nicht zuletzt profitieren beide Seiten: Die Senioren geben ihren Paten viel Wissen und ein beachtliches Maß an Lebenserfahrung mit auf den Weg, während sie durch ihre deutlich jüngeren Gesprächspartner ganz neue Einblicke in die Welt der Jugendlichen erhalten. So ist ein reger Austausch zwischen den Generationen entstanden, der hilft, Vorurteile auf beiden Seiten abzubauen.
Wie werde ich Lesepate bzw. Lesepatin?
Zu Beginn jedes neuen Schuljahres sind alle Interessierten herzlich eingeladen zu einem Schnuppertreffen, das in der Bibliothek des Altenheims stattfindet. Aber auch mitten im Schuljahr könnt Ihr uns kennenlernen. Besucht uns doch einfach mal bei einem unserer Treffen – wir freuen uns darauf, Euch kennenzulernen! Für weitere Informationen steht Euch Frau Zober gerne zur Verfügung.
Außerdem gibt es hier den aktuellen Lesepaten-Flyer.
Lesepaten - Zeit verschenken, Freu(n)de bekommen!