„das Edelweiß, es wehe, es weht bei Tag und Nacht“ – Autorenlesung am Gymnasium Odenkirchen

Am vergangenen Dienstag war es vormittags in der Aula des Gymnasiums Odenkirchen ungewöhnlich still. Und das, obwohl die Aula bei zwei Veranstaltungen zweimal gut gefüllt war. Auf der Bühne stand ein Mann aus dem Münsterland. Er hatte einen Laptop, einen USB-Stick und ein Buch dabei. Vor der Bühne saßen die Schülerinnen und Schüler der Klassen 8 und 9 und hörten ihm zu – eine Kunst, die im digitalen Zeitalter bei manch einem schon fast in Vergessenheit geraten war.

Das Gymnasium Odenkirchen hatte Besuch: Dirk Reinhardt, preisgekrönter Jugendbuchautor aus Münster, konnte mit großzügiger Unterstützung des Fördervereins für zwei Lesungen an unserer Schule gewonnen werden. Sein Roman „Edelweißpiraten“ erzählt die Geschichte von Josef und Daniel. Als der sechzehnjährige Daniel Josef das erste Mal begegnet, ist Josef bereits ein alter Mann. Josef überlässt Daniel sein Tagebuch, das er während des Zweiten Weltkriegs geführt hat. Und Daniel taucht bei der Lektüre ein in eine Zeit, in der Jugendliche wegen „unangepasstem Verhalten“ verhört, verhaftet, gefoltert und eingekerkert wurden. Josef gehörte in seiner Jugend zu den Kölner Edelweißpiraten, einer Gruppe von Jugendlichen, die sich dem NS-System verweigerten und es durch gefährliche Aktionen, Flugblätter und Parolen an Hauswänden bekämpften. Nicht nur Josef, auch die echten Edelweißpiraten mussten für ihren Kampf für die Freiheit einen hohen Preis bezahlen.

Dirk Reinhardt gelang es durch seinen Vortrag, in dem er den historischen Hintergrund mit seinem fiktiven Romangeschehen überzeugend verknüpfte, die

Schülerinnen und Schüler in seinen Bann zu ziehen. Mithilfe zahlreicher historischer Fotografien der Schauplätze in Köln und Umgebung sowie Originalaufnahmen der Edelweißpiraten, ihrer Flugblätter und Lieder erläuterte der Autor seinen Zuhörern zunächst die Geschichte der Edelweißpiraten, die von 1939 bis 1945 als informelle Gruppe im gesamten Rhein-Ruhr-Gebiet aktiv waren. Mit den zwei Schlüsselstellen aus seinem Roman, die Dirk Reinhardt auf der Bühne vorlas, wurde die Geschichte für die Schülerinnen und Schüler lebendig: Sie begleiteten die ersten Aktionen von Josef und seinen Freunden und litten mit ihm bei dem Verhör, das er bei der Gestapo über sich ergehen lassen muss.

Zum Schluss der Lesungen stellte sich der Autor den interessierten Fragen seiner Zuhörerschaft über die historischen Hintergründe, seine Recherchen und das Leben als Schriftsteller.

Wir danken Herrn Reinhardt herzlich für seinen Besuch an unserer Schule und wir danken unserem Förderverein für seine großzügige Unterstützung und einen unvergesslichen Tag.

(K. Laule)