Der Sommerbrief

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Odenkirchen, im Juni 2020

Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Eltern,

wir haben das Ende des Schuljahres erreicht und dies ist traditionell der Moment Rückschau zu halten, um an die besonderen Ereignisse zu erinnern, die sportlichen und kulturellen Höhepunkte, die das Schulleben bereichern. Doch wie sollen wir jetzt die gemeinsame Geschichte schildern, nachdem in diesem besonderen Jahr aus einer Erzählung so viele verschiedene geworden sind?

Das Sommerhalbjahr hatte vielversprechend angefangen – im Februar empfingen wir das Kinderdreigestirn in der Aula, unsere Schülerinnen und Schüler genossen die Karnevalstage, die Abivorklausuren wurden routiniert durchgeführt und Ende des Monats verbrachten die Französischkurse ein Wochenende in Paris.

Dann begann der März und die Lage veränderte sich innerhalb weniger Tage dramatisch: Zunächst musste die Skifahrt abgesagt werden, wenig später der Französischaustausch. Die Entwicklung in den Nachbarländern ließ uns weitere Maßnahmen erwarten. Kaum hatten die Kolleginnen und Kollegen Mailadressen ihrer Klassen und Kurse zusammengestellt, bestätigten sich unsere Befürchtungen. An einem Freitag, lange nach Unterrichtsschluss, erreichte uns die erste Schulmail aus dem Bildungsministerium, der noch einige folgen sollten: Ab Montag, hieß es, sei der Schulbesuch freiwillig, ab Mittwoch folgte die vollständige Schließung – die Pandemie war in NRW angekommen. Von einem auf den anderen Tag waren die Klassenräume leer, die Schülerschaft über die Stadt verteilt und wenige Tage darauf durch den offiziellen Lockdown auch voneinander isoliert. Für das Kollegium hieß es, neue Wege zu gehen, denn die digitale Plattform des Landes NRW war für unsere Schule noch nicht freigeschaltet worden. Neben Emailkontakten wurden diverse Apps genutzt, Lernvideos erstellt und verschiedene Anbieter für Videokonferenzen ausprobiert. Nicht alles lief gleich perfekt, doch zeigten sowohl die Kolleginnen und Kollegen als auch Schülerschaft und Eltern viel Einsatz und Kreativität bei der Bewältigung der neuen Herausforderung.

Während anfangs noch große Unsicherheit bezüglich der Vorbereitung und Durchführung des Abiturs bestand, erwiesen sich alle diesbezüglichen Befürchtungen als unbegründet, denn durch die Verschiebung der Klausurtermine um 3 Wochen gewannen unsere Abiturientinnen und Abiturienten weitere Vorbereitungszeit, die nach Ostern schon wieder für Präsenzunterricht genutzt werden durfte. Im Mai konnten die schriftlichen Abiturprüfungen durchgeführt werden, der erforderliche Abstand zwischen allen Beteiligten wurde in den Kleingruppen streng eingehalten. Wenig später fanden die mündlichen Prüfungen unter weitgehend normalen Bedingungen statt und schließlich kehrten die übrigen Schülerinnen und Schüler zumindest tageweise in den Unterricht zurück.

Die Reaktionen auf wochenlange Isolation und das spätere schrittweise Herantasten an die „Normalität“ fielen sehr unterschiedlich aus. Die Freude vieler junger Schülerinnen und Schüler über das Wiedersehen zeigte deutlich, dass selbst Videokonferenzen den Austausch von Angesicht zu Angesicht nicht ersetzen können. Allerdings gab es auch positive Rückmeldungen. Die Kolleginnen und Kollegen berichteten von den verschiedenen Seiten ihrer Klassen, die sie in Zeiten des Fernunterrichts kennenlernen durften: Die allermeisten Schülerinnen und Schüler reagierten gut auf die neuen Herausforderungen des Lernens am heimischen Schreibtisch und präsentierten regelmäßig überzeugende Arbeitsergebnisse. In manchen Fällen zeichneten sich gerade die ansonsten eher stilleren durch ihren beständigen Einsatz und die Qualität ihrer Arbeit aus.

Des Weiteren zeigte sich schon bald, dass die außergewöhnliche Situation der Odenkirchener Schülerschaft während der Pandemie in ähnlicher Form von ihren Altersgenossen auf der ganzen Welt erlebt wurde – wir alle gewannen eine ungewohnte Perspektive auf das Phänomen der „Globalisierung“. In den Gesprächen während dieser Wochen berichteten Schülerinnen und Schüler von Verwandten und Freunden aus dem Ausland, die teilweise dramatische Erfahrungen in ihrem Alltag unter den Bedingungen des Infektionsschutzes durchleben mussten.

In den letzten Tagen galt es dann, auf die Sorgen einiger Eltern einzugehen und darzulegen, dass wir trotz der erschwerten Bedingungen nicht davon ausgehen, dass die Schülerleistungen allzu sehr gelitten haben, selbst wenn einzelne Fächer stärker betroffen waren als andere.

Aufgrund der derzeitigen Planung der Landesregierung hoffen wir, nach den Sommerferien ohne nennenswerte Probleme zum Regelunterricht zurückkehren zu können. Der Jahrgangsstufe Q1 wird dann unsere besondere Aufmerksamkeit gelten, da sich hier der Unterrichtsausfall nicht negativ auf das Abitur auswirken soll. Es sieht derzeit so aus, dass es wie gewohnt 2021 ein landesweites Zentralabitur geben wird, bei dem aller Voraussicht nach die Aufgabenauswahl für die Prüflinge erweitert werden wird, um eventuelle Nachteile in der Qualifikationsphase auszugleichen. In den Tagen unmittelbar vor Schuljahresbeginn ab dem 5. August wird es für die Q1 in einigen Fächern die Möglichkeit zum Besuch spezieller Förderstunden geben. Wir werden die Stufe direkt darüber informieren.

Als wichtige Neuerung für das Gymnasium Odenkirchen wird es im nächsten Schuljahr endlich die lang erwartete digitale Plattform Logineo geben, die das Land NRW für seine Schulen bereitstellt und welche Datenaustausch und Zusammenarbeit unter Lehrenden und Lernenden vereinheitlichen sowie in vielerlei Hinsicht verbessern soll. Ein Tool für Videokonferenzen ist vorgesehen. Unter folgendem Link finden Sie erste Informationen über die Möglichkeiten der datenschutzkonformen Kommunikation mittels Logineo: www.logineo.schulministerium.nrw.de/LOGINEO-NRW/NEU-LOGINEO-NRW-LMS-Lernmanagementsystem/ Die Registrierung der neuen Kurse und Klassen wird rechtzeitig zum Unterrichtsbeginn im August durchgeführt werden.

Leider verlassen zum Ende dieses Schuljahres mehrere Lehrerinnen und Lehrer unsere Schule. Seit 2007 unterrichtete Frau Lenzen die Fächer Englisch und Mathematik. Die beliebte Lehrerin leitete Klassen und Leistungskurse, vertrat die Belange des Kollegiums im Lehrerrat und setzte sich bei der NEW für akzeptable Fahrpläne für unsere Schülerinnen und Schüler ein. Wie Frau Lenzen geht auch Herr Esser in den verdienten Ruhestand. Es ist jedoch schön, dass er uns als Mathelehrer noch eine Weile erhalten bleiben wird. Als ehemaliger Schüler des Gymnasiums fand er vor 17 Jahren seinen Weg von Neuwerk zurück nach Odenkirchen. Als langjähriger Organisator der Wohltätigkeitswanderung und des Schulfestes wird er uns hoffentlich noch weiter mit Tipps und Ortskenntnis zur Seite stehen. 13 Jahre pendelte Frau García Montaña täglich mit dem Zug von Köln nach Mönchengladbach. Jetzt zieht es sie in die Stadt zurück, in der sie mit ihrem Mann und mittlerweile auch dem kleinen Pablo lebt. Ab August wird Frau García dort am Apostelgymnasium die Fächer Spanisch und Latein unterrichten. Ihre fröhliche Art wird uns sehr fehlen. Noch weiter weg zieht es Herrn Hilz, der nach zwei Jahren aus Odenkirchen in die Pfalz zurückkehrt. Er wird zukünftig in Speyer Sport und Biologie unterrichten und als Jugendtrainer der U11 Kaiserlauterns Wiederaufstieg in die Bundesliga für 2027 anvisieren. Wir bedauern, auch Frau Ludwig nach einem Halbjahr schon wieder ziehen lassen zu müssen. Andererseits freuen wir uns natürlich, ihr zur Festanstellung in Wassenberg gratulieren zu dürfen. Auch Herr Kristiansen wird im nächsten Schuljahr nicht mehr bei uns arbeiten. Wir danken ihm für seinen Einsatz! Und fast hätten wir vergessen, Herrn Kasan zu verabschieden, der dem Spruch „niemals geht man so ganz“ eine weitere Bedeutungsebene hinzugefügt hat. Bei einem Lehrer, der sich ein Jahrzehnt nach seiner Pensionierung noch immer selbst vertritt, ist es unvorstellbar, dass er jemals seine Berufung aufgeben wird. Wir sind sicher, dass er die Jugendnationalmannschaften des DFB weiterhin als Mathelehrer ins Trainingslager begleiten wird und wir freuen uns über jeden seiner Reise- und Restaurantipps.

Obwohl die Landesregierung so gut wie keine Neuanstellungen an Gymnasien für das nächste Schuljahr vorgesehen hat, sind wir sehr glücklich, unser Team mit drei Versetzungen von anderen Schulen erweitern zu können. Frau Dr. Schaffran wird uns in den dringend benötigten Fächern Mathe, Physik und Chemie verstärken. Außerdem werden Frau Schürger mit Englisch und Philosophie sowie Herr Schüppel mit Englisch und Geschichte zu uns stoßen. Herr Hunsänger, der schon zum Halbjahr vom Hugo-Junkers kam, unterrichtet ebenfalls Englisch, Geschichte und Sport. Die neuen Kolleginnen und Kollegen sind hochwillkommen, wenn wir in sechs Wochen mit den 5. Klassen weiterhin vierzügig ins Schuljahr 2020/21 starten werden.

Zum Abschluss noch ein besonderes Highlight: Seit dem 16. Juni dürfen wir uns offiziell Fairtrade-School nennen, das ist ein beeindruckendes Ergebnis des intensiven Engagements unserer Schülerfirma Fair OK, die seit 2017 den Odenkirchen-Kaffee vermarktet. Unser Gymnasium ist nun Teil eines 700 Schulen umfassenden Netzwerks in ganz Deutschland. Gemeinsam verfolgen wir das Ziel, Schülerschaft und Eltern für die Bedeutung des fairen Handels zu sensibilisieren – die gelungene Feier zur Zertifizierung war ein weiterer Schritt in diese Richtung.

Und last but not least: Das Abitur konnte auch im Jahr 2020 erfolgreich durchgeführt werden. Bei einem Schüler reichte es immerhin zum Fachabitur, alle anderen haben die Prüfungen trotz der für viele nervenaufreibenden Zeit mit erfreulich guten Ergebnissen bestanden. Ein besonderer Dank geht an die beteiligten Kolleginnen und Kollegen, deren Korrekturzeit durch die Terminverschiebung in einzelnen Fächern stark verkürzt wurde. Und obwohl die Pandemie noch längst nicht überwunden ist, lautet daher unser erstes Fazit nach dem Ende des Lockdowns: Wir haben Schülerinnen und Schüler, die sich den Herausforderungen einer schwierigen neuen Situation in jeglicher Hinsicht gewachsen zeigen. Alle Beteiligten haben in den letzten Wochen viel hinzugelernt und auch die Lehrmethoden wurden flexibel den Bedingungen angepasst: Digitalisierung ist nicht mehr bloß eine Wahlmöglichkeit unter vielen, sondern eine Realität, die unser Lehren und Lernen weiter prägen wird.

Wir danken Ihnen allen für die vertrauensvolle Zusammenarbeit und freuen uns auf das nächste Schuljahr mit Euch und Ihnen. Schöne Ferien wünschen

 

Ariane Nübel-Can                                                                           Ulrich Bünstorf

(Schulleiterin)                                                                                  (stellvertr. Schulleiter)