Nach drei Jahren Corona-Pause war es für eine Projektgruppe der Q2 nun wieder möglich, die Exkursion nach Polen anzutreten. Dort angekommen verbrachten wir den ersten von fünf Tagen in der Studentenstadt Krakau. Am folgenden Morgen machten wir eine Stadtrührung mit unserem netten Guide Christian, der uns viel über die Entstehung der Studentenstadt erzählte und uns mit seinen Erfahrungen einen ersten Einblick in die Lage in Polen verschaffte. Nach der Tour hatten wir natürlich auch Zeit, die Stadt selbst ein wenig zu erkunden.
Tags darauf wurden wir mit verspätetem Bustransfer zu unserer nächsten Unterkunft gebracht, von der wir einen direkten Blick auf das Stammlager Auschwitz I hatten. Am nächsten Morgen ging der emotionale Teil der Reise los.
Es lag eine gewisse Bedrücktheit in der Luft. Im Stammlager angekommen lernten wir Joanna kennen, die uns durch beide Konzentrationslager führte. Die Baracken des Stammlagers wurden zu Ausstellungen umfunktioniert, wodurch man sich persönliche Schicksale in Briefen oder Bildern oder originale Gegenstände wie Schuhe, Kleidung, Bürsten und selbst Haare anschauen konnte. Besonders bedrückend wirkten auf viele von uns die Kleidung und Bilder von den Kindern, für die es in Auschwitz I eine eigene Ausstellung gab.
Die im Stammlager dargestellten Ausstellungen thematisierten größtenteils das Leben in Auschwitz-Birkenau und nur teilweise das Leben im kleineren Stammlager Auschwitz I. Ein wesentlicher Teil der Ausstellung waren die sogenannten „Länderausstellungen“, die von verschiedenen Heimatländern der Opfer gestaltet wurden. In der neu eröffneten österreichischen Landesausstellung konnte man zum Beispiel in einem digitalen Archiv die Daten der Opfer, aber auch die der Täter zurückverfolgen. Nach einer vierstündigen Tour durften wir Schüler und natürlich auch Frau Laule und Herrn Bünstorf das Gelände eigenständig nochmals erkunden.
Nach dieser gefühlsintensiven Tour reflektierten wir abends zusammen im Plenum, was wir gefühlt und gesehen hatten. Diese Reflexionen wurden gestützt durch verschiedene Präsentationen, die vor der Fahrt vorbereitet worden.
Auf Stammlager I folgt am nächsten Tag um 8 Uhr morgens das größte Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Erst als wir vor dem Tor von Auschwitz-Birkenau standen, wurde vielen bewusst, was für eine enorme Größe dieses Konzentrationslager im Vergleich zum Stammlager hat und wie perfide, fast schon industriell das ganze Vernichtungssystem der Nationalsozialisten aufgebaut war. Birkenau wurde im Gegensatz zum Stammlager authentisch gehalten. Es werden dort zwar Instandhaltungsarbeiten betrieben, doch die Authentizität des Lagers bleibt bestehen, wodurch man einen größeren Bezug zum Leid der vielen Menschen herstellen konnte. Die Gaskammern wurden zwar 1945 vor Ankunft der Alliierten gesprengt, um Beweise zu vernichten, doch alleine die Ruinen lösten in allen von uns eine extreme Niedergeschlagenheit aus.
Nach dem Besuch von beiden Konzentrationslagern können wir uns nur bei den Lehrern Frau Laule und Herrn Bünstorf bedanken, dass sie solch eine Fahrt organisieren und begleiten. Außerdem möchten wir an jeden appellieren, sich über das Leid dieser Millionen Menschen bewusst zu sein. So etwas darf nicht mehr passieren und jeder sollte sich klarmachen, wie grausam und vor allem real dieser Genozid war.
Eric Olderdissen, Robin Böcken (Q2)