Wir trauern um unseren Freund, Kollegen und Lehrer Sven Sikora, der in der Nacht von Sonntag auf Montag, den 16. Juni, verstorben ist. Obwohl das Jahr für Sven mit gesundheitlichen Problemen begann, traf uns sein früher Tod vollkommen unvorbereitet.
Dem Kollegium hatte Sven Sikora vor eineinhalb Jahren von seiner Krebserkrankung erzählt und auch den Schülerinnen und Schülern verschwieg er sie nicht, als er sich kurz nach Ostern wieder in Behandlung begeben musste. Er stand bis zuletzt mit der Schule und dem Kollegium in Kontakt, denn die Schule und vor allem die Schülerinnen und Schüler waren ein so wichtiger Teil seines Lebens.
Sven hat in seiner Heimatstadt Köln die Fächer Mathematik und Physik studiert und engagierte sich gleichzeitig im Schülerlabor der Universität. „Die Astro-Pänz retten einen Außerirdischen“ oder „Von Exoplaneten zum Star Wars-Universum“ – die Titel der Publikationen an denen er beteiligt war, zeigen, dass er Kindern und Jugendlichen seine Herzensthemen nicht nur mit Leidenschaft, sondern vor allem mit Humor näherbrachte. An unserer Schule setzte er das sowohl im Unterricht als auch in der Astro- und Musical-AG fort.
Star Wars, Musicals, Computerspiele, Eishockey, Enten, Gesang, Hitchcock-Filme, Kochkunst, Malerei, Mathematik, selbstgemachte Pralinen, Programmierung von Schülerapps, Sterne und Vampire – Sven Sikora konnte sich und andere für viele Dinge begeistern.
Neben der einnehmenden Freundlichkeit im Umgang mit allen Menschen, die ihn umgaben, erinnern die Schülerinnen und Schüler seiner Klassen und Kurse viele besondere Momente mit ihrem Fach- bzw. Klassenlehrer und Tutor. Zum Beispiel die Kuchen, die zu den verschiedensten Anlässen gebacken wurden und im Leistungskurs zum gemeinsamen Ritual wurden. Uns Lehrenden eröffneten seine selbstgebackenen Kuchen einen Eindruck von den Fähigkeiten des talentierten Hobbykochs. Wer seine Kochkünste bei einem gemeinsamen Abendessen erleben durfte, schwärmt noch heute davon.
Nachdem Sven Sikora von November 2021 bis April 2023 sein Referendariat sehr erfolgreich in Odenkirchen absolviert hatte, entschied er sich, an unserer Schule zu bleiben. Bei seiner Fächerkombination und den sehr guten Noten hätten sich ihm viele Möglichkeiten geboten, eine Stelle an seinem Wohnort Köln anzutreten. Doch wegen der Menschen blieb er am Gymnasium Odenkirchen. Während selbst Besuche im Nordpark für den Kölner kein Problem darstellten, entschied er sich schließlich gegen einen Umzug an den Niederrhein. Die Dauerkarte für die Kölner Haie aufzugeben, stand für den begeisterten Eishockeyfan nie zur Diskussion. Erst die Deutsche Bahn hat beim Nichtautofahrer Sikora an manchen Tagen eine leichte Reue an der Entscheidung für Mönchengladbach aufkommen lassen. Desorganisation und fehlende Planbarkeit widersprachen seiner Persönlichkeit zutiefst. Trotzdem blieben seine Treue und Loyalität zu Odenkirchen unerschütterlich. Das können insbesondere die Schülerinnen und Schüler seiner ersten Klasse 8b bestätigen, die mit Herrn Sikoras unermüdlicher Unterstützung den Weg zunächst nach Amsterdam und später in die Oberstufe fanden.
Es gehörte zu den sympathischen Widersprüchen von Svens Persönlichkeit, dass er als jemand, der selbst keinen Kaffee trank, die Schülerfirma Fair OK intensiv betreute und unterstützte. Dass er, der sich selbst nicht schonte, bei der Organisation der Mittelstufenkonferenzen effiziente Pläne entwarf, die das Kollegium entlasteten. Sven Sikora war ein großer Fan von Achterbahnen, die er nicht nur im Unterricht thematisierte. Er fuhr regelmäßig ins Phantasialand oder den Europa-Park, um die kinetische Energie und G-Kräfte am eigenen Körper zu erleben. In der langen Umbauzeit des Odenkirchener Bahnhofs fuhr er jedoch lieber den Umweg über Rheydt, um den Schwindel auf der wackeligen Treppe über die Oberleitung zu vermeiden. Und er, der die Schülerinnen und Schüler zum Tanz der Vampire auf die große Bühne führte, wird uns immer mit seinem Auftritt als schrecklich faszinierender Graf Krolock in Erinnerung bleiben.
Wir vermissen Sven Sikora schon jetzt und schon so sehr: in der letzten Woche haben wir begonnen, einander die schönen Momente mit unserem Freund, Kollegen, Ansprechpartner und Lehrer zu erzählen. Diese Erzählungen werden nicht verstummen. Wir werden weiter an ihn denken – wenn wir Aufnahmen vom Tanz der Vampire sehen, wenn wir an der Niers das Geschnatter der Enten hören, wenn die Kölner Haie wieder die Playoffs erreichen, beim Betreten des Lehrerzimmers, im Physiksaal, am Welttag der Achterbahn, dem 16. August, und am 23. Oktober, seinem Geburtstag.
Stefan Hoffmann