Am 12. Dezember bereicherten die Lesepaten des Gymnasiums Odenkirchen wie in jedem Jahr die Weihnachtsfeier für die Bewohnerinnen und Bewohner sowie deren Angehörige im Altenheim am Pixbusch, mit welchem die AG bereits seit vielen Jahren im Rahmen der gleichnamigen AG kooperiert.
Auch 2019 stand Weihnachten wieder einmal vor der Tür. Eine Zeit, in der alle Fenster brenn… nein, halt… in der in allen Fenstern Lichter brennen, die Menschen sich nach Besinnung, Unmengen Lebkuchen und Plätzchen sehnen und wochenlang dem Heiligen Abend im Kreise der Lieben entgegenfiebern. Für den ein oder anderen mag der mittlerweile weit verbreitete Weihnachtsstress die alljährliche Hölle sein, am Ende aber ist es das zumindest der Mehrheit von uns wert, wenn wir erschöpft und glücklich auf das Chaos an Geschenkpapier und Kekskrümeln im Schatten glückseliger Gesichter schauen. Doch nicht allen Menschen geht es so gut wie uns. Nicht alle können unter dem heimischen Tannenbaum dem Familiengelage beiwohnen – zu weit, zu unerreichbar sind diejenigen, die man zu so einer besonderen Jahreszeit gerne um sich hätte, um laut und schief, aber wenigstens gemeinsam alle bekannten Weihnachtslieder daher zu singen. Und oft sind diese Menschen ganz in unserer Nähe, ohne das wir es bemerken würden. Auch ganz in unserer Nähe gibt es die Einsamen, die Verlassenen. Menschen, die sich nicht am 23. Dezember einfach so in den Zug setzen können, um durch die Weltgeschichte zu ihrer Familie reisen zu können. Menschen, die nicht in der Adventszeit hektisch durch die Straßen laufen, um kurz vor knapp noch nach dem richtigen Weihnachtsgeschenk zu suchen. Menschen, die vielleicht wegen körperlicher und geistiger Gebrechen auf Hilfe angewiesen sind, die sich auf wenige Quadratmeter im Inneren eines riesigen Altenheims erstreckt.
Um genau diesen Bewohnerinnen und Bewohnern, die nicht nur an Weihnachten oft allein im Altenheim hocken, ein wenig unbeschwerte Zeit zu schenken, machten sich die Lesepatinnen unserer Schule an einem wolkenbehangenen Donnerstagnachmittag wie in jedem Jahr auf zur alljährlichen Weihnachtsfeier für die Bewohnerinnen und Bewohner und deren Angehörige, natürlich mit einem vorweihnachtlichen, vielleicht auch etwas abenteuerlichen Programm im Gepäck. Von „Lasst uns froh und munter sein“ über „Stern über Bethlehem“ bis hin zu fulminanten Kurzgeschichten und sonderbaren Klängen von unserer britischen Nachbarinsel war trotz anfänglicher Organisationsschwierigkeiten so ziemlich alles dabei, was der heimische Notenfundus hergab. Und nicht nur die Lesepatinnen (die sich im Übrigen auch über männlichen Zuwachs freuen würden) sangen so stimmgewaltig, wie sie nur konnten, mit. Auch viele der „Oldies“, wie sie in AG-Kreisen liebevoll genannt werden, gaben ihr Bestes, um die Geige mit einer leicht verstimmten A-Saite aus voller Kehle zu unterstützen.
Viel zu schnell für den Geschmack der ein oder anderen Seele ging die Zeit um, und während das wild durch die Gegend fliegende Notenpapier fast etwas wehleidig wieder verstaut wurde, verteilten einige der Lesepatinnen nicht nur an „ihre“ Bewohnerinnen und Bewohner kleine, selbst gebackene Plätzchentüten – was wäre Weihnachten schließlich ohne Kekse? Die Begeisterung des Nachmittags jedenfalls war allen Beteiligten anzusehen – und wer der Autorin dieses Artikels nicht glaubt, werfe einen Blick auf das gegen Ende noch flüchtig aufgenommene Foto! Als sich die Masse langsam wieder auf die verschiedenen Wohnbereiche zurückzog, sah man an dem ein oder anderen Rollstuhl auch flink die ein oder andere Lesepatin vorbeihuschen, die sich noch auf den Weg zu „ihrer“ Bewohnerin oder „ihrem“ Bewohner machte, da leider nicht alle der Senioren das Glück hatten, so mobil zu sein, dass sie dem weihnachtlich angehauchten Programm hätten beiwohnen können. Kein Problem für uns: Wenn die Senioren nicht zu den Lesepaten kommen, kommen die Lesepaten eben zu den Senioren. Vielleicht ist das auch das Besondere an dieser AG: sich einfach mal an den kleinen Dingen, den sonst vielleicht unbedeutenden Momenten zu erfreuen, oder einfach um fünf Uhr nachmittags in einem halb abgedunkelten Zimmer zu hocken, ein paar Weihnachtslieder auf Geige zu spielen und dabei das Leuchten in den Augen der eigenen Bewohnerin zu beobachten. Das ist keine große Kunst, kein exorbitant aufwendiger Akt. Es ist schlicht Zeit; Zeit, die so kostbar und begrenzt zugleich ist. Es ist Zeit, die man ruhig auch mal verschenken kann.
Ein besonderer Dank gilt neben den vielen engagierten Lesepatinnen vor allem Frau Mayer, die die Lesepaten-AG von Seiten der Schule betreut und leitet, sowie Frau Jüttges vom Altenheim, ohne deren Unterstützung und Kooperation dieses besondere Projekt gewiss nicht möglich wäre.
Na, neugierig geworden? Weitere Infos zur Lesepaten-AG gibt es hier oder am Lehrerzimmer bei Frau Mayer. Schaut doch mal vorbei!