Stadterkundung mal anders – Exkursion des Q1-Geschichts-LKs nach Köln

Am Dienstag, den 21. Januar 2020, machte sich der derzeitige Geschichte-Leistungskurs der Q1 in Begleitung von Frau Gebbeken auf den Weg nach Köln, um an einer Entdeckungstour der etwas anderen Art teilzunehmen und Einblicke in die Stadt vor 100 Jahren zu erhalten. Ausgangspunkt der Exkursion war das Unterrichtsthema „Die Deutsche Frage im 19. Jahrhundert“, welches zuvor im Unterricht behandelt worden war.

Acht Uhr, Bahnhof Odenkirchen. Verschlafene, verfrorene und verwirrte Gesichter beäugten misstrauisch die Hochspannungsleitungen beim Einfahren unseres Zuges, die durch den Frost das doch eigentlich schon vergangene Silvester mit einem üppigen Funkenregen nachholten. „Bombenentschärfung in Köln“ ließen die Nachrichten ungemein vertrauenserweckend verlauten. So ungefähr startete die eintägige Exkursion des Leistungskurses Geschichte der Jahrgangsstufe Q1 nach Köln, und zugegeben, am Bahnhof hielt sich die Motivation der meisten Langschläfer*innen eher in Grenzen. Doch bereits kurz nach der Ankunft in Köln, einer eigenen kleinen Entdeckungstour durch die ein oder andere Bäckerei und einer etwas holprigen U-Bahn-Fahrt änderte sich die Stimmung schlagartig, als wir von unserer Stadtführerin begrüßt wurden. Vermutlich hätten wir sogar gelächelt, wäre uns der Gesichtsausdruck nicht beim Verlassen des Zuges eingefroren. Bevor jenes Schicksal, das dem ein oder anderen eine durchaus skurrile Gesichtskirmes ins Gesicht zauberte, auch unseren Füßen hätte widerfahren können, marschierten wir jedoch schon los, vorbei an riesigen Denkmälern mit eingedelltem Kopf, schmalen Gassen und fast schon mittelalterlichen Kulissen, die wir sonst vermutlich eher nicht passiert hätten. Immer wieder hielten wir an, um den kuriosesten Berichten unserer Stadtführerin über das Aussehen der Straßen vor etwas mehr als einem Jahrhundert sowie das Leben in Köln vor ungefähr 100 Jahren zu lauschen und ab und zu über die Angst der Menschen vor 18 km/h schnellen Eisenbahnen und der Gefahr, dass man in ebenjenen Fahrzeugen leicht von einer Hutnadel erstochen werden konnte, zu schmunzeln.

Um 11:00 Uhr kamen wir schließlich am vermutlich interessantesten Programmpunkt des Tages, dem TimeRide, an. Wer bis hier hin noch nicht recht wusste, warum er sich zuvor durch die klirrende Kälte gequält und fleißig Eiskristalle auf den Augenbrauen gezüchtet hatte, der erlangte spätestens jetzt die Erleuchtung, als das gerade frisch aufgenommene Wissen direkt zum Einsatz kam. Neben dem sogenannten „Kaiserpanorama„, mit dessen Hilfe man Kölner Sehenswürdigkeiten damals und heute vergleichen konnte, und einem kurzen Film quer durch die Stadtgeschichte wurde die Meute schließlich in eine alte Straßenbahn geführt und mit „Virtual Reality“-Brillen ausgestattet, um für ein paar Minuten in eine digitale 360°-Nachbildung der Stadt zur Kaiserzeit einzutauchen. So verwirrt unsere ersten Gedanken noch um „Verdammt, mein Körper ist weg.“, „Wo zum Henker bin ich?“ und „Ich habe mein Bein gerade gegen den Holzpfosten gehauen.“ kreisten, so fasziniert waren wir bereits wenige Sekunden später von der Welt, die sich uns auftat und die sich im Übrigen als genau die Strecke herausstellte, die wir am Morgen zurückgelegt hatten. Und selbst diejenigen, die des Vergleichens von alt und neu müde waren, kamen auf ihre Kosten und konnten kleine Streitigkeiten auf der Straße oder unvorsichtige Zeitgenossen, die gerade einen Abgang in den Rhein machten, beobachten. „Die Zeit verfliegt, wenn es am schönsten ist.“, lautet ein altes Sprichwort. Genau dieses Gefühl hatte wohl auch der wissbegierige Geschichts-LK, als die so fremde und gleichzeitig irgendwie vertraute Welt plötzlich wieder schwarz wurde und die meisten sich ein weiteres Mal an diesem Tag etwas unbeholfen umsahen (und dabei nichts sahen, weil sie die VR-Brillen noch nicht abgelegt hatten).

Nach einer derart ungewöhnlichen Erkundungstour rundete ein Teil des Kurses schließlich den Tag mit einem gemeinsamen Mittagessen ab, um die neuen Eindrücke wahlweise zusammen mit einer Pizza und einer heißen Schokolade zu verdauen. Aber auch wenn die Geschmäcker spätestens hier auseinander gehen, waren sich wohl alle einig: Diese Exkursion hat sich gelohnt! Und wer weiß, vielleicht geht der ein oder andere von uns während der Abiturklausur auch noch einmal kurz auf eine virtuelle Straßenbahnfahrt durch die Kaiserzeit.

An dieser Stelle sei noch ein herzliches Dankeschön an Frau Gebbeken gerichtet, die diese Exkursion organisiert, die Rasselbande den Tag über beaufsichtigt und sich vielleicht auch das Bein an einem der Pfosten in der Straßenbahn angehauen hat.