Am 28.06.2021 besuchte die Schülerfirma Fair:OK! die Ausstellung „Nach Strich und Faden“ im Mönchengladbacher Kolpinghaus, die sich passend zur Fußball-EM mit der Produktion herkömmlicher und fairer Sportkleidung auseinandersetzte.
16:24 Uhr, strahlendes Sommerwetter und gehetzte Schritte auf wenig sandalenkompatiblen Pflastersteinwegen: So startete für einige der nun ehemaligen Q2-Schülerinnen (aber weiterhin überzeugten Fairhändlerinnen!) die Exkursion zur Ausstellung „Nach Strich und Faden“, in der es um die Arbeitsbedingungen der ProduzentInnen von genau den Sportartikeln gehen sollte, die besagten Q2-Schülerinnen den kleinen Sprint über die Kopfsteinpflaster sicherlich leichter gemacht hätten, denn wie gesagt: Die Pflastersteine waren nicht besonders sandalenkompatibel. Während unsere beiden Abiturientinnen also zum Alten Markt eilten, wartete dort bereits eine bunte Truppe weiterer FairhändlerInnen, die den Altersdurchschnitt der Schülerfirma schon seit einer Weile ein gutes Stück in ansehnlichere Regionen ziehen. Es sollte der erste große Ausflug der jungen Truppe werden – und im Übrigen auch der erste große Ausflug außerhalb der Schulmauern nach mehreren Pandemiemonaten, in denen der faire Gedanke größtenteils auf digitale Wege zurückgreifen musste. Entsprechend große Vorfreude ließ sich in allen Gesichtern erkennen, vielleicht schwang da aber auch schon ein wenig Euphorie gegenüber dem lang ersehnten EM-Spiel zwischen Deutschland und England mit.
Im Kolpinghaus angekommen, begrüßte Frau Daube vom Eine-Welt-Laden Mönchengladbach die Schülerfirma herzlich und lud sogleich zu einem kleinen Rundgang durch die Welt der Mode-Mythen ein. Ein Großteil der Ausstellungsstücke und Bilder kam der Gruppe ziemlich bekannt vor, schließlich sind Sportschuhe, Fußbälle und Trikots aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken und finden gerade vor einer Fußball-EM reißenden Absatz. Was den meisten der AusstellungsbesucherInnen aber weniger vertraut sein dürfte, sind die Arbeitsbedingungen und Produktionswege, die die sportlichen Begleiter bis zu ihrem Einsatz auf dem nächsten Bolzplatz bereits hinter sich haben. Arbeitsbedingungen, Löhne, Produktionswege – nicht nur einmal stellten zahlreiche Plakate die Lebensbedingungen von ProduzentInnen und KonsumentInnen auf anschauliche Weise gegenüber, die in Anbetracht der Moralvorstellungen der SchülerInnen sicherlich nicht „nach Strich und Faden“ verliefen.
Hätten Sie gewusst, dass ein Großteil der indischen NäherInnen gerade einmal 32% des existenzsichernden Lohns erhält, dass viele ArbeiterInnen die Nacht unter der Nähmaschine verbringen, oder dass GerberInnen oft hochgiftigen Chrom-VI-Verbindungen ohne ausreichende Schutzkleidung ausgesetzt sind? Was erschreckend klingt, ist oft keine Seltenheit: Über 90% der Kleidung, die in Deutschland über die Ladentheke geht, wird importiert. Dass diese Kleidungsstücke oft aus Ländern wie Indien, Bangladesh, China oder der Türkei kommen, in denen Arbeits- und Menschenrechte nicht selten gefoult werden, zeigte sich auch unter unseren FairhändlerInnen, als sie sich wortwörtlich an die Wäsche – oder vielmehr an die daran angebrachten Textiletiketten – gingen.
Wie also kann man die Spielregeln ändern? In den Diskussionsrunden zwischen den einzelnen Ausstellungsbereichen zeigte sich schnell: Faire, nachhaltige Klamotten sind in gewöhnlichen Geschäften oft schwer zu finden, nicht alle Fairtrade-Produkte sind auch zu 100% fair gehandelt und nicht jeder ist bereit, die damit verbundene zusätzliche Recherchearbeit in Kauf zu nehmen. Ein klarer Fall für Fair:OK!: Während Fußbälle durchaus dazu da sind, um mit den Füßen getreten zu werden, zeigt die Schülerfirma einem solchen Umgang mit Menschen- und Arbeitsrechten schon seit einigen Jahren die rote Karte. Die ersten Weichen für eine neue Kampagne stellten bereits zahlreiche Informationsblätter, Flyer und Hefte, in denen beispielsweise die Fairtrade-Standards verschiedener Firmen auf den Prüfstand genommen wurden.
Unsere Fairplayer, die im Anschluss an die Ausstellung den Nachmittag mit einem Besuch im Eine-Welt-Laden und einer großen Kugel Eis ausklingen ließ, sind sich jedenfalls einig: Fairplay gilt nicht nur für die Fußballer auf dem Spielfeld, sondern für alle! Und auch wenn die deutsche Nationalelf ihre Chance auf einen Anstoß im Finale verspielt hat, gibt es noch viele Gelegenheiten, globales Fairplay anzustoßen – und das nicht nur im Fußball!